Star Wars Outlaws, du hattest es nicht leicht: Schon zur Enthüllung wurdest du vorverurteilt und mit Häme überzogen, weil du eine Frau als Hauptprotagonistin hast und dieser Umstand die intoleranten Gamer mit Woke Feindbild getriggert hat. Dann kamen die Ubi Hater, die dich allein aufgrund deiner Herkunft leidenschaftlich gehasst haben. Und zuguterletzt wurdest du wegen deinem Gameplay und den Cutscenes als veraltet in die Ecke gestellt. Hast du den Hate verdient? Definitiv nein. Du bist nicht perfekt, hast deine Ecken und Kanten, aber ich habe dich trotzdem tief in mein Herz geschlossen. 

In diesem Artikel möchte ich meine Meinung zu Star Wars Outlaws kundtun und erklären, warum es mich trotz seiner zweifellos vorhandenen Schwächen gefesselt und nicht mehr losgelassen hat.


 

Vorwort: Dieser Artikel ist kein Testbericht. Ich werde durchaus die Schwächen des Spiels ein Stück weit thematisieren, allerdings konzentriere ich mich ganz bewusst auf die Stärken des Spiels, da ich darlegen möchte warum es mich persönlich so begeistert hat und warum es sich einen besonderen Platz in meinem Herzen gesichert hat. Aus diesen Grund werde ich auch keine Zahlenwertungen durchführen. Dieser Artikel ist mein ganz persönlicher Erfahrungsbericht und hat nicht den Anspruch objektiv zu sein. Wenn du professionelle Tests haben möchtest, bitte ich dich auf Seiten wie GameStar etc zu gehen.

Nun aber genug der Vorrede. Let us beginn:)

 

Grund Nummer 1: Nix ist Gold

Ja, ich weiß einige können mit Nix nichts anfangen. Ich habe mich allerdings schon bei der Enthüllung des Spiels in dieses supersüße Tierchen verguckt und dank der tollen Animationen und Laute, die er von sich gibt, war er für mich wie ein weiteres Crewmitglied, welches eine ganz eigene Persönlichkeit mit sich brachte. Dadurch dass ich im Real Life Meerschweinchen besitze und somit eh eine Schwäche für Tiere habe, konnte ich mich sofort mit Nix anfreunden. 

Neben dem "Ist der süß" Faktor, gefiel mir auch sehr gut, dass Nix von den Devs mit ins Gameplay integriert wurde. So kann er zum Beispiel Wachen ablenken, Kay mit Credits oder anderen Gegenständen versorgen, Alarme sabotieren und im späteren Spielverlauf auch Thermaldetonatoren von Gegnern zur Explosion bringen (was ich natürlich nie genutzt habe; niemals, ich schwöre:D). Dadurch habe ich Nix ziemlich schnell in meinen Gameplayflow eingebaut und seine Fähigkeiten sehr gerne genutzt. Und hatte ich erwähnt wie verdammt süß dieses Ding ist?? 

 

Grund Nummer 2: Kay, ihre Crew und die Story

Ich gebe es offen zu: Ubisoft hat mich hier wirklich positiv überrascht. Zwar fand ich einige Games von Ubisoft in diesen Disziplinen in der Vergangenheit auch schon gut (wie zum Far Cry 3 mit seinem ikonischen Bösewicht namens Vaas Montenegro oder auch AC Origins), aber dies sind ehr Ausnahmen. Mein letztes Ubisoft Game war Avatar Frontiers of Pandora und es hat durchaus seine Qualitäten und hat mir Spaß gemacht, aber in Sachen Story, Charaktere und Dialoge war es leider ein Totalausfall. Die Dialoge waren zum Fremdschämen und keiner der Figuren blieb mir auch nur entfernt in Erinnerung. 

Im Gegensatz dazu hat mich Star Wars Outlaws in diesen Disziplinen komplett abgeholt. Ich hatte schon immer eine Schwäche für schwarzem Humor, Sarkasmus und leicht schnippische Dialoge und nicht ohne Grund ist Han Solo einer meiner Lieblingscharaktere aus Star Wars. Entsprechend konnte ich mich mit Kay sofort identifizieren. Sie ist cool, hat viel Humor und scheut sich nicht klar ihre Meinung zu sagen. Zugleich agiert sie manchmal genau wie Han etwas kopflos und stolpert von einem Problem ins nächste, wodurch es sich in gewisser Weise angefühlt hat als würde ich eine Tochter von Han Solo spielen. Dies kann man natürlich negativ werten, aber für mich es sich wunderbar authentisch angefühlt.

Auch die Interaktionen mit den Crewmitgliedern (allen voran ND-5) haben mir sehr gut gefallen und ich musste bei einigen Dialogen wirklich lachen oder hatte ein dickes Grinsen im Gesicht. Und dass Ubi besser gesagt die Ubi Devs dies bei mir geschafft haben, ist bei Ubi Games wirklich nicht allzu häufig der Fall. 

Abschließend möchte ich noch ein paar Worte zu der Story verlieren. Auch diese hat mir gut gefallen und gerade wenn Kays Crew komplett ist, präsentiert das Spiel einige coole Wendungen. Ja es dauert ein wenig sich in die Story reinzufinden, aber für mich hat es sich gelohnt. Einige Stellen in der Story waren für mich tolle Star Wars Momente.

 

Grund Nummer 3 und 4: Der Sound & die Star Wars Atmosphäre

Ich bin ein sehr audiolastiger Mensch und mochte schon immer Musik und Sound. Daher lege ich in Spielen sowie Filmen viel Wert auf guten Sound und gute Musik. Als Liebhaber von Star Wars (speziell Clone Wars sowie Episode 3 - 6) war mir daher wichtig, dass Star Wars Outlaws einfach nach Star Wars klingt. Möglicherweise hört sich das etwas komisch an, aber Star Wars ohne Star Wars Sound ist halt einfach nicht wirklich Star Wars:D

Und Star Wars Outlaws hat mich auch hier nicht enttäuscht. Raumschiffe, Explosionen, Droiden wie zB die Astromechdroiden und auch Blasterschüsse klingen genau so wie in den Filmen. Auch die Musik hat mir sehr gut gefallen, da sie das Star Wars Feeling IMHO sehr gut unterstützt. Tatooine klingt halt einfach nach Tatooine:)

Etwas schade: In der Mos Eisley Cantina wird nicht der weltberühmte Cantinasong gespielt. Aber das kann ein Patch ja noch ändern. 

Neben der Sound und der Musik möchte ich ganz besonders positiv die Star Wars Atmosphäre erwähnen. Die Devs haben die Star Wars Atmosphäre nämlich toll umgesetzt. Die Häuser sowie Feuchtigkeitsfarmen auf Tatooine sind zum Beispiel von der Architektur her genau wie in den Filmen und auch die Gestaltung innerhalb von Mos Eisley oder Jabbas Palast ist mit viel Liebe zum Detail gemacht wurden. Dies zeigt sich zum Beispiel daran, dass es auf Tatooine sogar Wompratten gibt (ja die Wompratten, die Luke in Episode 4 mit seinem Lasergewehr zum Zeitvertreib jagt) und die imperialen Konsolen und Kontrollräume in exakt den Farben blinken wie auf dem Todesstern. Diese Liebe zum Detail zieht sich durch sämtliche Locations des Spiels und hat mich immer wieder aufs Neue begeistert. In diesem Zusammenhang möchte ich noch zwei weitere Details erwähnen, die mich besonders beeindruckt haben:  Zum einen werden Kays Haare bei Regen nass dargestellt und zum anderen laufen an den Assets Regentropfen herunter, wenn es regnet. Natürlich sind das nur Kleinigkeiten, aber solche Kleinigkeiten steigern für mich die Immersion.

 

Grund Nummer 5: Das Gameplay

Nun komme ich zu dem Bereich, an dem sich neben der Protagonistin die meisten Geister meinem Eindruck nach scheiden. Viele empfinden das Gameplay als veraltet und nicht sonderlich gut. Vorab: Ein Stück weit kann ich diese Einschätzung nachvollziehen, aber ich finde auch wenn man sich auf das Gameplay einlässt und nicht analytisch jedes Gameplayelement auseinandernimmt und wertet, entwickelt das Spiel einen besonderen Gameplayflow, der mir wirklich gut gefallen hat. 

Grundsätzlich teilt sich das Spiel in zwei Arten von Gameplay auf: Es gibt einmal den offenen Teil mit der Open World (wobei ich diese ehr als große Hubwelten bezeichnen würde) und den linearen Teil, wo der Weg sehr genau vorgegeben ist und das Spiel sich stark an der Tomb Raider und Uncharted Reihe orientiert (was ich übrigens als sehr angenehm empfunden habe).

Das erste, was mir in der Open World aufgefallen ist, war die Tatsache, dass man am Anfang kaum Markierungen auf der Map hat. Stattdessen füllt sich die Karte erst mit der Zeit indem man in den großen Städten auf den jeweiligen Planeten Gespräche mit NPCs führt oder die Gespräche von NPCs belauscht. Ich empfand diesen Ansatz als sehr angenehm, da ich dadurch nicht sofort mit Icons erschlagen wurde (wer die früheren Assassin's Creed Teile gespielt hat, weiß wovon ich rede). Außerdem hat sich die Erkundung durch diesen Ansatz sehr immersiv angefühlt. 

Mit den Inhalten der Open World war ich auch zufrieden und ich hatte viel Spaß dabei Nebenquests zu erledigen, Bauteile sowie optische Anpassungen für meine Ausrüstung zu finden und Außenposten zu infiltrieren. Ja für sich genommen sind keine der Inhalte der Open World bahnbrechend gut, aber auch hier entwickelt sich, wenn man sich drauf einlässt ein sehr schöner Gameplayflow. An dieser Stelle möchte ich auf einen im Internet häufig genannten Kritikpunkt eingehen; nämlich dem Kritikpunkt dass das Gameplay nur frustierend sei.

Ja, das stimmt, wen man das Spiel falsch spielt. Dann ist das Spiel knallhart und scheut sich nicht davor den Spieler oder die Spielerin vor eine undurchdringliche Wand zu stellen. Kay hält gerade am Anfang wenig aus und einige Missionen speziell im linearen Teil des Spiels möchten auf eine bestimmte Art und Weise gespielt werden. Zum Beispiel sind die Gegner sehr aufmerksam und es gibt Missionen, wo Kay nicht entdeckt werden darf. Wenn sie entdeckt wird, heißt es entweder direkt Gameover oder sie steht einer Übermacht gegenüber, die sie gnadenlos über den Haufen schießt. Es ist übrigens keine gute Idee sich mit einem AT-ST zu duellieren; glaubt mir ich habe es Neugier an Anfang des Spiels mal ausprobiert.

Ich habe diese Restriktionen allerdings nicht als negativ empfunden, da Kay nun mal keine kampferprobte Soldatin oder eine Jedi-Ritterin ist. Sie nur eine einfache Gaunerin als solche setzt sie lieber aufs heimliche Vorgehen. Wenn man das verinnerlicht, sich die Zeit nimmt die Umgebung aufmerksam zu beobachten und Nix in seinen Gameplayflow integriert, machen auch diese eingeschränkten Bereiche Spaß und sind gut zu schaffen.

Insgesamt hat ich sehr viel Spaß damit die Open World zu erkunden. Der andere Gamepayteil des Games, nämlich die linearen Storymissionen haben mir auch sehr gut gefallen, da diese einige tolle Locations bieten, die zumindest ich nicht so schnell vergessen werde. Da ich nicht spoilern möchte, verzichte aber auf nähere Beschreibungen. Ich will euch ja nicht die Überraschung verderben:) Zwar sind auch diese linearen Storyabschnitte nicht perfekt, da es durchaus mal vorkommt, dass Kay nicht rechtzeitig greift oder irgendwo hin springt, wo sie nicht hin springen sollte. Aber da mir dies selten passiert ist, habe ich diese Vorkommnisse mit Humor genommen.

Zuguterletzt möchte ich auch noch auf die Blastergefechte und die Weltraumkämpfe eingehen (denn was wäre Star Wars ohne hitzige Blastergefechte und Weltraumkämpfe?). Kay hat grundsätzlich Thermaldetonatoren und ihren treuen Blaster, der sich auf verschiedene Weise modifizieren lässt. Dadurch hat sie gegen bestimmte Gegner bessere Chancen und es eröffnen sich auch neue Wege. Einige Modifizierungen sind auch zwingend notwendig, um gegen bestimmte Gegner bestehen zu können.

Zusätzlich kann sie temporär Waffen von erledigten Gegnern mitnehmen, wodurch sie kurzzeitig wesentlich mehr austeilt. Mir gefiel diese System ausgesprochen gut, da Kay dadurch flexibel, aber nicht zu mächtig wurde. Diejenigen von euch, die die Berichterstattung rund ums Spiel verfolgt haben, wissen, dass Kay auch ein Raumschiff hat und damit auch Weltraumkämpfe bestreiten kann. Auch das Raumschiff kann man aufrüsten und optisch individualisieren. 

Mir haben sowohl die Blastergefechte als auch die Weltraumkämpfe Spaß gemacht (durch den nutzbaren Slow Motion Modus bei den Blastergefechten kommt glatt ein Matrix Feeling ins Spiel; sehr geil). Zwar ist die Steuerung von Kays Raumschiff am Anfang durchaus etwas gewöhnungsbedürftig, aber nach einer gewissen Eingewöhnungszeit kam ich doch ziemlich gut damit klar.

 

Grund Nummer 6: Kessel Sabacc

Wie es sich für ein Star Wars Spiel gehört, kann man in Star Wars Outlaws Sabacc spielen sprich das legendäre Kartenspiel, bei dem Han von Lando den Rasenden Falken gewonnen hat. Schon allein dieser Umstand hat mich begeistert und daher war es für mich eine Sache der Ehre dieses In-Game Kartenspiel auszuprobieren. Dazu muss ich sagen, dass ich normalerweise kein Freund von In-Game Kartenspielen bin und mich diese eigentlich nie anfixen können (Gwent in The Witcher 3 habe ich daher auch nach einem Probespiel ignoriert). In Star Wars Outlaws hingegen hat mich Sabacc ziemlich schnell angefixt, da das Grundprinzip schnell zu erlernen ist, aber durch Nix Fähigkeiten sowie die Spezialkarten angenehm variantenreich ist. 

Zusätzlich hat das Kartenspiel einen Nutzen fürs Gameplay, weil man pro gewonnenen Spiel Credits bekommt, die man dann für Bauteile oder Verbrauchsgegenstände ausgeben kann. Ich empfehle Sabacc an den Tischen für hohe Einsätze zu spielen, weil der Gewinn pro Sieg bei 600 Credits liegt. Sprich mit z.B. zweimal Gewinnen, liegen schon 1200 Credits mehr in der Brieftasche:D

 

Grund Nummer 7: Die geniale Licht-, Schatten- und Reflexionsdarstellung

Star Wars Outlaws basiert bekanntlich auf der Snowdrop Engine, die schon in Avatar Frontiers of Pandora gezeigt hat, was sie technisch und grafisch drauf hat. Schon in Avatar Frontiers of Pandora hat sie tolle Bilder auf den Bildschirm gezaubert und auch Star Wars Outlaws hat seine grafischen Wow Momente. Die Grafik ist in der Summe nicht auf dem Niveau des Avatar Spiels, aber auf Maxed Settings (einschließlich Pathtracing Raytracing mittels RTXDI) gibt es Momente wie z.B. die Sonnenauf- und untergänge auf Tatooine, die nichts weiter als pure Kunst sind. Gleiches gilt für Basen, Tunnel oder Städte mit vielen Lichtquellen, wo Schatten und Lichtstrahlen physikalisch akkurat auf die platzierten Assets reagieren (und die Assets wie im echten Leben die Farben des Lichts teilweise übernehmen). Sogar Kay wirft einen dynamischen Schatten und wenn sie im Wasser durch eine per Raytracing berechnete Reflexion läuft, reagiert die Reflexion darauf.

Ich habe mehrfach mit offenen Mund auf den Bildschirm gestarrt, weil ich nicht fassen konnte wie akkurat dieses Spiel dank des Always On Raytracingansatzes Licht und Schatten darstellt. Natürlich hat diese Pracht auch ihren Preis (meine 4090 war fast immer an der Belastungsgrenze) und ja das Spiel sieht auf Nvidia Karten klar am besten aus. Aber man auch bekommt extrem viel zurück. Ich habe die Nvidia Vorliebe des Spiels nicht negativ gewertet, da diese die logische Konsequenz aufgrund der massiven Benutzung von Raytracing ist. 

 

Mein persönliches Fazit:

Star Wars Outlaws hat mir eine tolle Reise in die weit, weit entfernte Galaxie geliefert. Es ist selten, dass ich von Ubisoftspielen emotional berührt werde, aber Star Wars Outlaws hat es geschafft. Ich hatte viel Spaß mit Kay, Nix und ihrer Crew den Outer Rim zu erkunden und ich werde das Spiel irgendwann sicher nochmal spielen (z.B. wenn ich eine neue Grafikkarte wie eine RTX 5090/6090 mein Eigen nenne). Eine generelle Empfehlung würde ich nicht aussprechen, weil es durchaus speziell und nicht für jeden Spielertyp etwas ist. Es hat auch seine Schwächen oder anders formuliert seine Ecken und Kanten, aber wenn man dies ignorieren kann und das analytische-objektive Ich ein Stück weit ausschaltet, hat es eine ganz besondere Magie. Für mich hat dieses Spiel das Herz am rechten Fleck und dafür liebe ich es:)

Mein Rat, wenn ihr unschlüssig seid, ob das Spiel etwas für euch ist: Holt euch für einen Monat Ubisoft Plus, probiert es aus und wenn ihr Gefallen dran findet, kauft es euch in der Standard Edition.

 

Ich bereue keine Minute, die ich in diesem Spiel verbracht habe und habe daher anschließend nur noch folgende Dinge zu sagen:

Danke an Massive Entertaimnent für die Entwicklung des Spiels und danke an Ubisoft für die Finanzierung.

Und an dich, liebe Kay Vess: I will see you again, thx for all the time with you and your comrades:) It was a honor for me.